Figuren des Fragmentarischen

Figuren des Fragmentarischen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seminar WS 15/16
M.Sc., Wahlmodul
Dozentin: Adria Daraban

 

„Im Ausdruckslosen erscheint die erhabene Gewalt des Wahren, wie es nach Gesetzen der moralischen Welt die Sprache der wirklichen bestimmt. Dieses nämlich zerschlägt was in allem schönen Schein als die Erbschaft des Chaos noch überdauert: die falsche, irrende Totalität – die absolute. Dieses erst vollendet das Werk, welches es zum Stückwerk zerschlägt, zum Fragmente der wahren Welt, zum Torso eines Symbols“

Walter Benjamin, Goethes Wahlverwandtschaften

 

Zerfall des Weltbildes, Zerfall des Selbstbildes – die Erfahrung der Vereinzelung bildet eine der wichtigsten Grunderfahrungen der Moderne. „Das Ganze ist das Unwahre.“ Adornos Urteil in den Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben reflektiert gegen Ende des zweiten Weltkriegs eine gesellschaftliche Grunddisposition, die als ästhetische Erscheinung in die Kunstproduktion schon länger Einzug erfahren hat – die Ästhetik des Bruchs und des Fragments. Als der letzte noch gültige, adäquate Ausdruck eines von Normen-, System- und Ideologieverfall geprägten gesellschaftlichen Bewusstseins steht das Fragment für die Aufhebung der traditionellen Vorstellung des Werkbegriffs als vollendete Ganzheit.

 

Unter der Prämisse, dass die Wahrnehmung des Brüchigen als zeitgeistiges Phänomen zu veränderten Formerwartungen in der Kunst und darüber hinaus geführt hat, gilt es nach Manifestationen dieser Veränderung im architektonischen Diskurs zu suchen. Die Begriffe „Fragment“ und „Ganzes“ sind korrelativ und die Frage nach ihrer Relation ist eine grundsätzliche Frage der Ästhetik. Ziel dieses Seminars ist es, die verschiedenen Ausprägungen dieses komplexen Verhältnisses näher zu reflektieren. Somit untersucht das Seminar den Resonanzraum des Fragmentbegriffs in der Architekturproduktion. So gefragt: Kann Architektur eine Ausdrucksform der modernen condition fragmentaire sein? Findet der Fragmentbegriff in der Architektur, analog zur Kunst, eine vergleichbare Entfaltung? Gibt es Momente des intermedialen Transfers?

 

TeilnehmerInnen setzen sich in Referaten mit einer Reihe von historischen und zeitgenössischen Beispielen auseinander und gehen der Frage nach der Relation zwischen Fragment und Ganzem auf dem Grund.

 

Als Prüfungsleistung wird eine ca. 10-seitige schriftliche Hausarbeit erwartet.

zu den Unterlagen

 

Erster Termin: Mi. 21. Oktober 2015, 10:00 Uhr

Wöchentliche Termine: mittwochs 10:00 – 11.30 Uhr

Ort: Seminarraum Landschaftsarchitektur, Jakobstr. 2