Der Begriff des Mutualismus, der von Piotr Kropotkin geprägt wurde, thematisiert soziale Gegenseitigkeitshilfe sowie genossenschaftsähnliche Strukturen in selbstorganisierten Selbsthilfegruppen. Trotz seiner Tradition in Reformdebatten und der Sozialwissenschaft findet Mutualismus wenig Beachtung im Architekturdiskurs. Das Seminar widmet sich dieser Thematik, wo soziale Abhängigkeiten durch Reziprozitäten betont werden und hebt den Mutualismus als Lebenspraxis hervor. In sozialistischen Strömungen des klassischen sozialen Wandels entwickelte sich Mutualismus als Antwort, wobei zwischen verschiedenen Typen von Mutualität unterschieden wird. Eine Analyse von Bauselbsthilfeprojekten soll das Spannungsfeld zwischen Herrschaft und Genossenschaft betrachten. Der Übergang von Hilfe zur Selbstorganisation birgt Risiken, aber die Förderung der Mutualität kann sozialraumbildend wirken.