Frédéric Schnee

Frédéric Schnee

 

 

Mutualismus in Bauprozessen —eine soziale Wiedereingliederung der modernen Bauwirtschaft in Folge von Solidaritäts- und Gemeinschaftsverlust

In dem Promotionsvorhaben soll nicht das Bauen in der Gemeinschaft und die Frage ihrer konzeptionellen  Fundamente  im  Zentrum  stehen,  sondern  eine  Reflexion über die  mutualistischen Bedingtheiten der  Konfigurationen  des  gemeinschaftlichen  Bauens erfolgen.

Wie kann eine mutualistische Solidargemeinschaft entstehen, die sich zusammenfindet, um Wohnraum zu schaffen, in dem Normen innerhalb der Gruppe durch Aushandlungsprozesse, Absprachen und Erwartungen definiert werden? Wie können durch Mitbestimmung individuelle Präferenzen berücksichtigt und sogar eine Generalisierbarkeit aus einem mutualistischen Modell geschaffen werden?

Fallbeispiele des Cottage Social und der Castors, Bauselbsthilfebewegungen in Frankreich, die im Anschluss an Konflikten, geprägt von Knappheit, entstanden, zeigen durch ihre Kurzlebigkeit, dass sich solche Modelle nur zeitlich begrenzt aufrechterhalten konnten. Wie kann der Staat lenken und eine Generalisierbarkeit und Kontinuität des Modells begünstigen? Die Frage, in welchem Maßstab mutualistische Modelle funktionieren sollen oder können, stellt sich. Ist eine totale Generalisierbarkeit mit staatlichen Rechtsnormen, die die gesamte Gesellschaft deckt, überhaupt erstrebenswert oder sollte auf kleine Netzwerke mit Mitgliedschaften zurückgegriffen werden? Wie können Architekten in ihrer sozialen Rolle Aushandlungsprozesse konditionieren sowie begleiten und durch Architektur sowie ihrer technischen Umsetzbarkeit darauf reagieren, dass mutualistische Solidargemeinschaften bei der Realisierung von Bauvorhaben erfolgreich sind?

Hat der Mutualismus bei der Wohnraumversorgung eine Zukunft und ist der Erhalt oder Erzeugung solcher Strukturen mit einer zunehmend verallgemeinerten und umfassenden Anwendung mit einem staatlich geförderten Sozialschutzmechanismus vereinbar oder wird  die Singularität des einzelnen Nutzers durch eine normative Setzung bürokratischer Strukturen übergangen?