Hootan Ahranjani
Architektur als Vehikel der Transformation –
Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität 2003 – 2013
Im Zuge der urbanen Umwandlung im verdichteten Stadtraum stellt sich heute bei den meisten baulichen Planungsaufgaben in Deutschland die Frage nach der Veränderung, Umnutzung, Erweiterung und Neuplanung von bestehenden Gebäuden und Quartieren. Dabei werden die Entscheidungen in der Architekturpraxis weitgehend nach ökonomischen und ökologischen Kriterien getroffen. Die Komplexität der räumlichen Transformation jedoch unterliegt weiteren Kriterien, als nur dem der reinen Wirtschaftlichkeit und ist aus der Position einer qualitativ anspruchsvollen Architektur- und Stadtplanung viel tiefgründiger und differenzierter zu betrachten:
Unter diesem Licht beschäftigt sich die Dissertation mit der Bedeutung, Funktionalität, Ästhetik und Rezeption einer am Leitbild der Transformation ausgerichteten Architektur der Moderne auf Stadt- und Kulturebene. Als Gegenstand der Untersuchung steht das neu gestaltete Stadtmodell Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität als Bildungs- und Begegnungsstätte am ehemaligen I.G. Farben-Haus-Gelände des Stadtquartiers Westend Nord, welches zwischen 2003 – 2013 unter neuer Nutzung in ein modernes Universitätsareal umgewandelt wurde und den Stadtraum sinnbildlich begrenzt hat. In diesem Geist ist der Ausgangspunkt der Untersuchung, den Campus Westend als Medium, Bedeutungsträger und als ein Vehikel der räumlichen Transformation zu begreifen und seine vermittelnde Rolle im kritischen wie affirmativen Sinn mit dem Augenmerk auf historischem Bestandsgebäude von I.G. Farben-Haus aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, und den daraus entwickelten, erweiterten und fortgeführten Kurs der Transformation in die moderne Stadtbaukunst des 21. Jahrhunderts zu erforschen. Im Mittelpunkt der Promotionsarbeit steht die Auseinandersetzung mit der Theorie, Rhetorik und der künstlerischen Handschrift der Architekturtransformation im vererbten Bestand, wodurch das Vermögen des Identifikationsortes Universität in Einbindung des Genius Loci in eine neue Lösung transferiert wird.
Ziel ist, die aus der neuen Nutzung entstandenen Potentiale und Defizite der Architektur vergleichend mit ihren Referenzen an unterschiedlichen Orten von Deutschland und der Welt herauszuarbeiten und damit eine Optimierung zur Lösung vergleichbarer Planungsaufgaben in der Praxis zu schaffen. Die wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse sollen als theoretische Grundlagen und Instrument der planerischen Reflexion dienen, um die Kraft, Synergie und Wirksamkeit der architektonischen Entwurfsmethodik in ihrem Fortbestand, sowie in ihrer transformativen Körpergestaltung von lebenswerten Gebäuden und Plätzen zu verdeutlichen, in denen nicht nur soziale Werte, sondern auch machtpolitische Deutungszusammenhänge und die damit verbundene gesellschaftskulturelle Korrespondenz körperhaft reflektiert, sinnlich wahrgenommen, symbolisch aufbewahrt und nachhaltig fortgesetzt werden können.
Die disziplinübergreifende Orientierung der Forschungsarbeit bedient sich zentral der Verwendung von empirischer Methodik zur Untersuchung, Übersetzung und Synchronisation der baulichen Transformation im städtischen Raum. Auf dieser wissenschaftlichen Ebene wird systematisch eine Strategie entwickelt, die Entstehungsgründe, Änderungsverläufe und Lösungen der innerstädtisch konzipierten Architektur als Phänomen des Weiterbauens am Bestand in theoretischen Analyseprozessen einordnet und aufklären soll, welche Faktoren relevant sind, und welche optimiert werden müssen, damit eine Architekturumwandlung funktional, nutzbar und zukunftsweisend in der Gesellschaft agiert.