Architektur als Streitsache

Architektur als Streitsache

architekturalsstreitsache2. Candide Conference
29. – 31. Januar 2015
Aachen, Germany

 

Im Rahmen der Tagung „Architektur als Streitsache“ soll das komplexe Verhältnis von Architektur und Konflikt zur Sprache kommen. Indem wir Architektur als Streitsache betrachten, ist es uns möglich, neues Wissen über architektonische Objekte und die durch sie bedingten Interaktionen zu erlangen. Architektonische Dinge, ob nun in der Gestalt baulicher Details, Gebäude oder ganzer Städte, sind handlungsmächtige Akteure in konfliktgeladenen Prozessen. Durch sie und mit ihnen konstituieren sich das Feld der Politik und die Verhandlung des Rechts. Sie sind politisch operativ indem sie als Grenzflächen Konflikte sichtbar und verhandelbar machen. Die Streitigkeiten um Stuttgart 21, die Elbphilharmonie in Hamburg oder Les Halles in Paris sind aktuelle Beispiele für das Thema.

Anliegen der Tagung ist, das Nachdenken über Architektur um Perspektiven aus Wissensfeldern der Rechtstheorie und der politischen Philosophie zu erweitern. Als Agenturen des Politischen machen Streitobjekte Pluralität und heterogene Interessen wahrnehmbar. Das Unvernehmen der Architektur eröffnet einen neuen Raum für gemeinsames Denken und Handeln.

Die Tagung „Architektur als Streitsache“ ist interdisziplinär und richtet sich an Vertreter aus den Bereichen der Architektur, der Kunstwissenschaft, der politischen Wissenschaften, der Rechtswissenschaften, der Kulturwissenschaften, der Anthropologie, der Wissenschafts- und Technikforschung, der Kulturtechnikforschung und der Medienphilosophie.

Streit entbrennt anhand von Skizzen, Plänen, Modellen, Baustellenprotokollen, Kostenbilanzen, Rechtsvorschriften und Pressemitteilungen. Wie und vermittelt durch welche Sachverhalte wird Architektur zum „Stein des Anstoßes“? Was ist genau die Sache, über die jeweils gestritten wird? Inwieweit lässt sich der Entwurfsprozess als Verkettung und Verhandlung von Differenzen zwischen unterschiedlichsten Agenturen, menschlichen wie nichtmenschlichen, verstehen? Welches architektonische Wissen manifestiert sich in konkreten Streitfall?

Streitsachen erzeugen eigene soziale Räume. In ihnen entsteht streitende Gemeinschaft und damit die Grundbedingung des Politischen. Wie machen sich die streitenden Akteure Architektur zu eigen? Welche Veränderungen erfährt die Streitsache in der konfliktuellen Relation? Wie werden Wertvorstellungen im Streit einsichtig und verhandelbar? Wie funktionieren Auswahlprozesse und Urteilsfindung in Wettbewerben? Wie werden Architekturen zu Instrumenten für die Austragung von Konflikten?

Architektonische Streitsachen befördern nicht nur bellizistische Polemik, sondern auch soziales Wissen, das in Prozessen des Verhandelns und Schlichtens zur Anwendung kommen kann. Welche Funktion erfüllen Architekturen als Träger bzw. Zeugnisse vergangener Konflikte? Wie lässt sich das aus Konflikten gewonnene Wissen für Strategien der Konfliktvermeidung nutzen? Ist es möglich und sinnvoll Baukultur als Streitkultur zu denken?

 

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